Aus Lenas Sicht:
Nach einer einigermaßen ruhigen Nacht in dem kleinen Farm-Haus, gab es an unserem mittlerweile schon fünften Tag in Bhutan zum Frühstück Reis mit Pilzen und irgendwelchen picksigen Gurken. Prinzipiell nicht schlecht, aber zum Frühstück bevorzugen wir dann doch irgendwie eher was Anderes 😉 Nach dem wir uns von der wirklich super lieben Familie verabschiedet hatten wurden wir von unserem Guide und dem Fahrer abgeholt und machten uns auf den Weg nach Punakha. Auf dem Tagesplan standen die 108 Chortens am Dochula-Pass, sowie eine der größsten Festungen in Bhutan. Nach einer wirklich abenteuerlichen Fahrt an Abgründen entlang und großen Felsbrocken vorbei, die hier desöfteren bei Regen auf die Straße fallen, erreichten wir gegen 10 Uhr die 108 Chortens. Neben der wirklich sehr schönen Gedenkstätte, war der Ausblick auf das Himalaya-Gebirge sowie der Berg, der über und über mit Gebetsfahnen behangen war, ein weiteres Highlight auf dem Dochula-Pass.
So packten wir unsere Kameras und auch das GPS-Gerät aus. Nachdem wir am TigersNest schon einen Cache gefunden hatten, wollten wir uns hier in das nächste Logbuch eintragen. Die schon zu Hause auf das GPS-Gerät geladenen Daten führten uns den Berg hinauf, quer durch die bunten Gebetsfahnen. Immer tiefer führten mich die Koordinaten in den Wald und zwischenzeitlich hatte ich schon Angst das wir vielleicht einem Tiger begegnen könnten 😉 Björn wies mich darauf hin, dass wir uns vielleicht mal die Hinweisbildchen, die bei diesem Cache auch verfügbar waren, ansehen sollten. Der Schatz sollte laut Foto in einem Baumloch inmitten der tausenden Gebetsfahnen versteckt liegen. Nach einer kleinen Wanderung hatten wir den Baum dann endlich entdeckt und ich freute mich wahnsinnig über die kleine süße Schatztruhe die ich dort fand. Ich war total hin und weg von dieser wirklich hübschen Verpackung, da Caches normalerweise immer in Tupperdosen oder kleinen Plastikröhrchen aufbewahrt werden.
Vorsichtig öffnete ich die Schatztruhe und entdeckte in ihr, nichtsahnend was mich gleich erwarten würde, eine Papierrolle. Ganz entzückt von dem schönsten Cache den ich je gefunden hatte, öffnete ich die Papierrolle und war dann zum ersten mal richtig erstaunt. Mein erster Satz war “das ist ja auf Deutsch” und dann entdeckte ich meinen Namen und mein Hirn setze komplett aus. Wie kommt eine Schatztruhe mit deutschem Text und meinem Namen nach Bhutan? Björn konnte sie da nicht hingestellt haben, der war die ganze Zeit bei mir. Und die Koordinaten hatten wir ja aus dem Internet? Und außerdem waren da ja auch Spoilerfotos vom Fundort dabei… Ich hatte gar nichts mehr kapiert. Als ich Björn dann ansah, kniete er sich hin und öffnete die Ringschatulle mit dem schönsten Verlobungsring, den ich mir nur wünschen konnte und frage “willst du mich heiraten?”. Sofort kamen mir die Tränen vor lauter Glück und Freude. Nach einem geschluchzten “Ja”, fiel ich ihm um den Hals.
Erst nachher konnte ich die Zusammenhänge verstehen. Unser Tourguide, unser Fahrer und auch unser Veranstalter waren eingeweiht. Mein Freund hatte Monate vorher mit unserem Bhutanveranstalter alles geplant. Tobgye hatte den Ort abfotografiert und die Koordinaten für das Geocaching erstellt, damit Björn diese auf unser GPS laden konnte. Die Schatztruhe hatte er dem Veranstalter bei unserer Ankunft in Bhutan heimlich übergeben, damit er diese an den Bestimmungsort bringen konnte. Und auch der Brief in der Schatztruhe war perfekt. Auch wenn ich ihn erst danach bewusst lesen konnte 😉 Aber der wirklich perfekte Antrag in der total schönen Kulisse war noch nicht alles. Nachdem mir Björn den Ring an den Finger gesteckt und ich endlich alles verstanden hatte, ging es auch schon weiter. Björn hatte in einem nahliegenden buddhistischen Kloster eine Zeremonie für uns organisiert.
Dort wurden wir dann auch schon von den Mönchen erwartet, die uns für unser zukünftiges gemeinsames Leben segneten und diverse Gebete für uns aufsagten. Es gab Buttertee und ein leckeres Reisgericht und uns wurden viele Gaben für eine glückliche Zukunft gebracht (Obst, Gemüse, Geld). Nach der wirklich tollen Zeremonie setzten wir unsere Fahrt dann fort und besuchten das Punakha-Dzong, das total schön an einem Fluß gelegen ist. Am Abend gab es dann schon die nächste Überraschung für mich. Anstatt der üblichen 3-Stern-Unterkünfte, die man bei einer normalen Bhutan-Reise üblicherweise bekommt, war für uns eine riesen Suite reserviert (ich glaub die war sogar größer als unsere Wohnung). Nach der Nacht in dem kleinen Farmhaus freute ich mich somit auf eine anständige Dusche und ein bequemes Bett. Und anstatt des Buffet-Essens hatte Björn ein 3-Gänge-Candle-Light-Dinner für uns organisiert. Eine total liebe Bhutanesin erfüllte uns jeden Wunsch und so ließen wir diesen ereignisreichen und wunderschönen Tag unter dem schönen Sternenhimmel ausklingen.
Aus Björns Sicht:
Als wir nach 3 wöchiger Reise durch Indonesien endlich die Zollkontrolle vom Flughafen in Paro passierte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Endlich alle Flughafenkontrollen, Vulkanbesteigungen und Schiffsüberfahrten geschafft. Ich hatte den Ring die ganze Zeit in meinem Fotorucksack versteckt und gehofft, dass alles glücklich verläuft. Nun musste ich ihn nur noch unserem Bhutanveranstalter übergeben, der ihn dann für mich an dem vorher besprochenen Ort, von welchem ich den Geocache erstellt hatte, versteckt. Zum Glück fanden wir schon am Anfang unserer Reise ein paar Caches in Bhutan, sodass es nicht so auffällig war, dass wir an dem besonderen Tag von unserem Guide allein gelassen wurden, um den nächsten Cache zu finden. An den 108 Chortens auf dem Docho La Pass angekommen, hatten wir schon mal Glück. Es regnete nicht! Es war sogar recht sonnig. So machten wir uns erst einmal auf, die Chortens zu fotografieren…ich hatte immer im Hinterkopf “hoffentlich ist unser Bhutanveranstalter pünktlich hier oben angekommen und vorallem: hoffentlich findet niemand den Schatz, während wir hier munter fotografieren…”
Als wir dann genug vom “Sightseeing” hatten, schaltete ich das GPS an und war abermals glücklich…der Cache wurde angezeigt! Da unser GPS nur alle Caches im Umkreis von 250km auflistet, konnte ich zuvor nie überprüfen, ob das mit dem selbst erstellen Cache überhaupt funktioniert hat. Gut, hat funktioniert…auf zur Suche. Wir schlenderten ein bisschen den Weg entlang, ich checkte immer wieder die Spoilerbilder, die mir vorher zugesendet worden waren, und wir waren definitiv schon mal in der richtigen Region. Nur leider sagte das GPS noch 250 Meter… geradeaus in den Wald! “Hmm… waren die Koordinaten wohl doch nicht so genau. Ok…aber wir haben ja noch die Spoilerbilder..”
Als wir dann immer weiter dem Signal folgten sah ich plötzlich unseren Tourveranstalter! “Scheiße, wenn Lena ihn sieht, fragt sie sich was der hier macht und alles fliegt auf!” Auch er fuchtelte schon mit den Armen und zeigte “zurück, oder halt”… – das war mir zu dem Zeitpunkt nicht ganz klar. Zum Glück bekam Lena davon nichts mit. Schnell überzeugte ich sie davon ein Foto in dieser wundervollen Umgebung machen zu müssen. Das verschaffte uns ein bisschen Zeit. Danach setzten wir unsere Suche fort, quer durch den Wald, etwas verzweifelt warum die Koordinaten absolut nicht passten. Schlussendlich entschied ich, wir sollten einfach nach den Spoilerbildern schauen und so den Schatz finden. Eine gute Entscheidung, denn kurz darauf fanden wir die Schatztruhe relativ nah am ursprünglichen Weg.
Lena war sehr überrascht und freute sich über die schöne Verpackung. Als sie dann die Schriftrolle im inneren der Truhe öffnete und den ersten Satz laß, war das einzige was sie sagen konnte “Das ist ja auf deutsch!”…eigentlich war geplant, dass sie den Brief vorließt, aber sie war überhaupt nicht mehr im Stande überhaupt noch irgendwas zu sagen. Als ich dann auf die Knie ging, wurde es ihr – glaube ich – zumindest ein bisschen klarer und sie sagte zu meiner Erleichterung sofort “Ja”.
Die anschließend geplante Zeremonie in dem buddhistischen Kloster verlief dann ohne größere Aufregungen, der Antrag war perfekt verlaufen und auch den Abend konnten wir beim arrangierten Candle-Light Dinner und einer riesigen Suite schön ausklingen lassen.
2 Kommentare
Gratuliere euch beiden! Eine wunderschöne Idee!
Danke 🙂