20.02.2014 – Nach dem gestrigen Tag mit eher miesem Wetter, hofften wir heute auf etwas Besserung. Und immerhin regnete oder hagelte es nicht. Es war lediglich extrem windig. Also packten wir uns wieder in all unsere Kleidung ein und machten uns auf zu unserem heutigen Programmpunkt: einer Gletscherwanderung auf dem Sólheimajökull. Da es hier irgendwie ziemlich schwer ist Distanzen richtig einzuschätzen, starteten wir viel zu spät und erfuhren erst vom Navi, dass der Sólheimajökull-Gletscher ca. 110 KM entfernt liegt. Somit mussten wir uns ganz schön beeilen um noch einigermaßen rechtzeitig am Treffpunkt anzukommen.
Glücklicherweise verspäteten wir uns nur etwa 20 Minuten und kamen somit gerade noch rechtzeitig am Treffpunkt für unsere Gletscherwanderung an. Sofort wurden uns Steigeisen und eine Eisaxt zugeteilt. Nachdem jeder ausgestatten war, machten wir uns zu Fuß in Richtung Gletscher auf. Der Wind war so stark, dass es uns dauernd die Kapuzen vom Kopf wehte und auch das Geradausgehen nicht mehr wirklich einfach war. Da waren wir wirklich froh um jede Schicht an Kleidung, die wir am Körper trugen. Und auch als wir am Gletscher ankamen, wollte der Wind nicht nachlassen. Als wir die Steigeisen an unseren Schuhen befestigen sollten, war es schon eine Überwindung die Handschuhe auszuziehen, um die Riemen gut festziehen zu können, da der Wind alle Extremitäten sofort auskühlte. Also wer sind in Deutschland über irgendeine Art von windigem Wetter beschwert, der sollte mal isländische Verhältnisse kennenlernen…das war für uns auch wirklich was Neues. Sehr extrem.
Gut ausgestattet, ging es dann aber endlich auf den Gletscher. Immer in den Fußspuren unseres Tourguides, mussten jeder sehr aufpassen, wohin er tritt, denn unter schneebedeckter Oberfläche kann sich oft ein metertiefer Riss oder ein Mulan verbergen. Ein Mulan ist ein Loch innerhalb des Eises. Dieses wird im Sommer durch die vielen kleinen Flüsse auf und in dem Gletscher – wenn Schnee und Eis schmilzt – gebildet. Oft sind diese Löcher einige Meter groß und führen bis zum Boden des Gletschers. Deshalb sind diese Mulans besonders gefährlich. Denn anders als in einer Eisspalte, in welcher man nach 1-2 Meter Fall irgendwann stecken bleibt, kann man bei einem Mulan mehrere hundert Meter in den Gletscher hinein “rutschen”.
Zum Glück wusste unser Guide, was er tat und so führte er (bzw. sie) uns zu riesigen Spalten, Eiswänden und Höhlen aus glasklarem, blauen Eis. Weiter oben auf dem Gletscher konnte man dann auch sehr gut erkennen, wie sich der Sólheimajökull-Gletscher in den letzten Jahren verändert hat. Noch vor einigen Jahren war er einige hundert Meter größer und reichte bis zum Parkplatz, an dem wir angekommen sind. Auch an den umliegenden Bergen konnte man gut den Verlauf des wandernden Gletschers erkennen. Wenn man aus den Medien immer hört, dass die Gletscher schmelzen, berührt einen das ja eher wenig, aber wenn man selbst auf einem steht, und sieht, wie groß er einmal war und wie schnell er verschwindet, wird einem erst wirklich klar, wie der Mensch die Welt verändert. (Ja, es gibt da viele Meinungen, und die Pole sind im Laufe der Zeit immer auf- und abgetaut. Aber es steht fest, dass die Gletscher noch nie so wahnsinnig schnell geschrumpft sind, wie in den letzten 50 Jahren der menschlichen Industralisierung)
Bis zu dem Punkt, an dem das Foto entstand, reichte der Gletscher noch vor 5 Jahren.
Dies im Hinterkopf genossen wir die Wanderung in der atemberaubenden Umgebung, mit der jetzt strahlenden Sonne, noch mehr. Wer sich übrigens wundert, warum das Eis an vielen Stellen so dreckig und schwarz ist: Ein Großteil davon ist Asche, welches sich beim letzten Ausbruch des Eyjafjallajökull-Vulkans auf dem Eis abgelagert hat.
Unser Video vom gesamten Tag 5